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Risk Map – Fibonacci Zonen

In Zeiten grosser Kursausschläge, wenn die üblichen Analyse-Routinen „überrannt“ werden, lege ich gerne ein besonderes Tool auf meine Charts. Diese Anwendung der Fibonacci-Proportionen gehört zu den eher unbekannten in der Branche: die sogenannten „Fibonacci-Zonen“.


Anders als die üblichen Anwendungen der Fibo-Zeichenwerkzeuge, werden diese Level über die einzige wirkliche Konstante im Marktgeschehen konstruiert. Alle Einflussfaktoren an den Finanzmärkten sind dynamisch oder unvorhersehbar….. ausser der Zeit. Die täglichen Handelszeiten, die Handelswoche, der Monat , das Quartal oder das Jahr…. alle sind konstante, vorhersehbare Grössen.


Die Fibonacci-Proportionen begegnen uns nicht nur in der Mathematik, auch in der Natur wurden sie mittlerweile vielfältig nachgewiesen. Ob in der Proportion von Körperteilen, in Wachstums-Zyklen und Formen…. Fibonacci ist im Kosmos geradezu allgegenwärtig. Und da auch in der Natur Zeit-Zyklen eine grosse Rolle spielen, liegt also nichts näher, als die „Unordnung“ der Finanzmärkte, ihre Bewegungen in den unterschiedlichen temporären Zyklen zu betrachten.


Der Aufbau ist denkbar einfach: Für den Betrachtungszeitraum ermitteln wir eine Art Zentrum, einen Balance-Punkt. Dafür bietet sich an der Pivot-Punkt in seiner üblichen Konstruktion: (High + Low + Close) / 3. Wenn wir also die Fibonacci-Zonen für den Intraday-Handel konstruieren wollen, bilden wir zunächst in der klassischen Methode den Pivot-Punkt. Dann nehmen wir die Handelsspanne des Vortages, teilen sie nach den üblichen Fibonacci-Proportionen und legen die so ermittelten Werte einmal über und einmal unter den Pivot-Punkt. (siehe Bild)




Auf diese Weise ermitteln wir eine Art zyklischer „Ausdehnungsbereiche“, welche sich bei gleichbleibenden Zeiteinheiten dynamisch entwickeln. Die ersten Bereiche von 38.2% bis 61.8% bilden dabei eine Art „Standard-Ausdehnung“, während die Bereiche ausserhalb der 100% oder gar der 161.8% als „Extrem-Ausdehnung“ angesehen werden müssen.


Diese Level haben sich in der praktischen Anwendung als Widerstands- und Unterstützungsbereiche bewährt. Im Laufe der Jahre konnten verschiedene spezifische Phänomene ermittelt werden.


Wenn man die Zeiträume nun auf einen Handelsmonat, ein Quartal oder ein ganzes Jahr erweitert, erhält man folglich Unterstützungs- und Widerstandsbereiche für jeden gewählten Zeit-Zyklus. Hier eine Darstellung der Monats-Level auf dem Tageschart des FDAX von Dezember 2017 bis Dezember 2018.




Bei genauer Betrachtung ist der Wert dieser Level , des zyklischen Pivot-Punktes und der dynamischen Ausdehnung der Bereiche unverkennbar. Der praktische Nutzen liegt dabei nicht schwerpunktmässig im Auffinden von typischen Umkehrbereichen, sondern vielmehr in der Betrachtung von Risiko-Management. Während der unerfahrene Trader bzw. Investor mit einem solchen Modell vornehmlich nach Tradegelegenheiten sucht, versteht der erfahrene Analyst einen Unterstützungs- oder Widerstandsbereich in einer anderen Weise. In einem Unterstützungsbereich steigt z.B. das Risiko für eine vorhandene Short-Position, also akkumulierte Gewinne wieder abzugeben. Umgekehrt in der Widerstandszone für Long-Positionen. Ebenso ist es selbstverständlich ungeschickt, in einer Unterstützungszone zu shorten und einen Widerstand zu kaufen.


In Tagen wie diesen, in denen die Börsen überdurchschnittliche Bewegungen nach unten machen, ist daher ein Blick auf diese „Risiko-Landkarte“ sehr hilfreich, um eben dass, was zwar noch nicht als „Black Swan-Event“ zu klassifizieren ist, aber durchaus von der Normalität abweicht, in seiner Proportion objektiv zu betrachten.


Wenn wir uns also den DAX einmal im Wochenchart auf den Jahres-Fibonacci-Zonen ansehen, fällt sofort ins Auge, wo die energische Abwärtsbewegung dieser ersten Hälfte der Handelswoche uns hingeführt hat und eine vorläufige Unterstützung erreicht wurde: am Jahres-Pivot für 2020!




Es ist selbstverständlich nicht auszuschliessen, dass wir noch in dieser Handelswoche auch diesen Punkt unterschreiten….. für Short-Positionen, welche Ende letzter Woche eröffnet werden konnten, ist es jedenfalls ein guter erster Gewinnmitnahme-Bereich, zumal eine Konsolidierung oberhalb des Jahres-Pivot nicht auszuschliessen ist.


Üblicherweise wechselt der Markt in sehr bärischen Phasen natürlich auf die „untere Seite“ des Pivot-Points, und nicht selten wird ein Zeitzyklus, sei es extrem bullish oder extrem bearish, im äusseren Bereich beendet. Wie wir im folgenden Beispiel vom DOW Jones-Future sehen können, führen solch starke Bewegungen durchaus in die Zonen jenseits der 161.8% Ausdehnung. Die gute Nachricht: Meistens werden diese Bewegungen dann, wie in diesem Beispiel von 2008 auf 2009, im darauf folgenden Zeitfenster in den „Standard-Ausdehnungen“ aufgefangen, und es kommt zu einem starken Reversal.




(Die in der Abbildung zu sehenden Level sind vom Autor als Script für Tradingview erstellt worden und werden bei Anfrage an info@auction-market-analytics.com gerne zur Verfügung gestellt)

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